AGNES MROWIEC  "Watte aus Zement"

KÜNZELSAU, GALERIE AM KOCHER • 10. April bis 5. Juni


FÜHRUNG, Sonntag, 8. Mai 11 Uhr

FINISSAGE, Sonntag, 5. Juni 15 Uhr

An beiden Veranstaltungen spricht Agnes Mrowiec im Rahmen eines Künstlerinnengesprächs über ihre Arbeiten.


WATTE AUS ZEMENT

Kunst und Sprache sind Zeichensysteme. In der Malerei von Agnes Mrowiec steht die Farbe für das Wort und die Form steht für den Satz. Mit Farbe und Form setzt die Künstlerin in zahlreichen Übermalungen -Behauptungen und Gegenbehauptungen auf die Leinwand. Im Arbeitsprozess wird die Grundidee zunächst verwirrt, auf Umwege geleitet und dann neu geordnet. Diese Vorgehensweise stützt sich auf autobiographisch erinnerte Begebenheiten und emotional erlebte Situationen, auf aneinander gefügte Erinnerungsfetzen – zusammen gehalten durch Unlogik. Diese Fetzen werden zu der eigentlich erinnerten Bildfigur, die aus dem Bild herausgelesen werden kann; einer Figur, die sich fortlaufend entwickelt,  die sich auflöst und lediglich durch Fragmente von ihrer Anwesenheit im Bild zeugt. Die Bildfigur gibt Auskunft über die fraktale Natur unserer Erinnerung. Denn Erinnerung, als Bild gedacht, unterliegt einer kontinuierlichen Transformation durch andere Erinnerungsbilder. Sie ist vergesslich, bruchstückhaft, uneindeutig und gerade dadurch offen für neue Verknüpfungen. 

AGNES MROWIEC

Agnes Mrowiec, geboren im polnischen Katowice, studierte von 2009 bis 2015 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Cordula Güdemann. 2013 erhielt sie den Akademiepreis für ihre Malerei sowie 2011 den Péter Horváth Kunstpreis. Seit 2015 ist sie Teilnehmerin am GOPEA Förderprojekt für Künstler. Von 2003 bis 2010 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am

Lehrstuhl für Bildnerische Gestaltung der RWTH Aachen und künstlerische Mitarbeiterin am Institut für Darstellen und Gestalten der Universität Stuttgart. Zuvor erfolgte ein Studium der Architektur an der BUGH Wuppertal und an der Kunstakademie Düsseldorf. Studienaufenthalte in Paris 2000 und Perugia (Italien) 2001 waren wichtige Stationen zur ‚Änderung der Laufrichtung’.



AGNES MROWIEC • Watte aus Zement

Galerie am Kocher • Hauptstraße 87 • 74653 Künzelsau

Foto: Agnes Mrowiec, Arbeitsplatz
Foto: Agnes Mrowiec, Arbeitsplatz

„Zur Erinnerung für Hautlose bestelle ich einen Hügel, einen Müllsack und etwas Schnee, bitte…. oder wie man Eingänge vertauscht, Wände unscharf würzt und zum Wiedersehen reicht.“

In der Malerei ist es die Farbe, die das Wort vertritt und die Form den Satz. Mit diesen Mitteln setzt Agnes Mrowiec - in zahlreichen Übermalungen - Behauptungen und Gegenbehauptungen auf die Leinwand. Im Arbeitsprozess wird das zunächst Gedachte verwirrt, auf Umwege geleitet und schließlich neu sortiert. Die Kriterien für eine solche Vorgehensweise, die im Gegenzug alles auf den Kopf stellen kann, sind autobiographisch erinnerte Begebenheiten und emotional erlebte Situationen. 

 

Die Malerei von Agnes Mrowiec setzt sich – wie das Eingangszitat - aus aneinander gefügten Erinnerungsfetzen zusammen und die Naht, die sie zusammenhält, ist Unlogik – wie die Kluft, die Bruchstelle zwischen den eher spontan gesetzten Farbschichten. Gleichzeitig werden diese Fetzen zu der eigentlich erinnerten Bildfigur, die in unterschiedlicher Weise aus dem einzelnen Bild herausgelesen werden kann. Einer Figur, die sich fortlaufend entwickelt, die sich umgestaltet, indem sie ihre früheren Versionen verwirft, einer Figur, die sich auflöst oder lediglich durch Hand -, Arm- oder Beinfragmente von ihrer Anwesenheit im Bild zeugt.

 

In dieser Weise Lücken und Unlogiken in sich einschliessend,  gibt sie Auskunft über die fraktale Natur unserer Erinnerung selbst. Denn Erinnerung, als Bild gedacht, unterliegt einer kontinuierlichen Transformation durch Unterlagerung und Überlagerung mit anderen Erinnerungsbildern. In dieser Verstrickung wird sie vergesslich, bruchstückhaft, uneindeutig und gerade dadurch offen für neue Verknüpfungen, die das Gesamtbild, in einem bestimmten Moment, richtig erscheinen lassen.